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Berliner Zeitung 03.08.2020

Pandemie und Beziehungen:

Warum Corona Trennungen beschleunigt

Der Lockdown hat der  Liebe nicht gut getan. Viele Paare hat die erzwungene Nähe entzweit. Therapeuten und Anwälte sagen: Auf die deutschen Gerichte rollt eine Scheidungswelle zu.

30.7.2020 - 06:44, Charlotte Theile

Zu Beginn des Lockdowns hörte man immer wieder, wie angenehm ruhig nun alles sei. Keine Termine und leicht einen sitzen - das Feiertagsmotto der Deutschen schien plötzlich überall und fast immer zu gelten. Am Vormittag wurde der Keller ausgemistet, am Nachmittag das erste Bier aufgemacht. Am Abend philosophierte man darüber, dass die Krise ja auch eine Chance sein könnte. Einige haben es gut ausgehalten im Lockdown - die nämlich, die sich in ihren eigenen Wänden wohl und sicher fühlen. Für viele andere wurden diese Pandemie-Wochen zum Albtraum.

Die Berliner Scheidungsanwältin Alicia von Rosenberg beobachtete schon in den ersten Wochen des Lockdowns, dass die Anfragezahlen bei ihr in die Höhe schnellten. „Fünf- bis zehnmal so viele Menschen wie sonst“, sagt sie, hätten  plötzlich ihren Rat gesucht - nicht wenige von ihnen hätten sich in einer verzweifelten Lage befunden. „Einige Klienten schienen sich direkt aus einem Streit heraus an mich als Anwältin zu wenden“, berichtet von Rosenberg. „Da war die Trennung dann wirklich nur wenige Stunden her - und die Leute suchten bereits nach rechtlichem Beistand für die Scheidung.“ Die Berliner Anwältin vermutet, dass viele dieser Scheidungswilligen mehr aus einem Affekt heraus handelten, vielleicht auch, weil sie es in der Enge daheim plötzlich nicht mehr miteinander aushielten.

Für Scheidungsanwälte wie von Rosenberg ist diese Entwicklung nicht ungewöhnlich. Meist folgen die Anfragen, die sie erhalten, einem einfachen Muster: Je mehr Zeit Paare miteinander verbringen, desto klarer wird auch, wo die Beziehung gerade steht - im Guten wie im Schlechten. Nach den Sommerferien zum Beispiel melden sich in jedem Jahr  besonders viele Menschen bei ihnen.

Und doch: In diesen Corona-Wochen ist etwas anders. Die Krise hat die Menschen nicht nur mit ihrem eigenen Partner, ihrer eigenen Partnerin konfrontiert, sondern auch grundsätzliche Fragen aufgeworfen. „Meine persönliche Vermutung ist: Diese unmittelbare Bedrohung durch das Virus hat wie ein Brennglas gewirkt. Viele haben sich auf das konzentriert, was ihnen wichtig ist - und dabei vielleicht auch gemerkt, dass sie ihre Lebenszeit eigentlich nicht in einer Beziehung verbringen wollen, die sie nicht glücklich macht“, sagt Alicia von Rosenberg.

Sie ist mit dieser These nicht alleine. Auch Werner Schulz, der jahrelang als Familienrichter in München gearbeitet und dort mehr als 2000 Ehen geschieden hat, glaubt, dass gerade diejenigen Ehen in Gefahr seien, die nur noch an der Oberfläche funktionieren. „Viele Eheleute schaffen es über Jahre hinweg, sich gegenseitig in Ruhe zu lassen und nicht groß auf die Nerven zu gehen – auch wenn die Ehe zerrüttet ist“, sagt Schulz, und man hört eine  gewisse Bewunderung heraus. Im Lockdown aber funktionierten diese Strategien nicht mehr. Man könne sich nicht mehr aus dem Weg gehen, und werde so auf eine Wahrheit gestoßen, die man mitunter jahrelang verdrängt hat: Diese Ehe, diese Beziehung funktioniert nicht mehr.

Die Berliner Sozialpädagogin Helga Richter hielt im Lockdown besonders solche Beziehungen für gefährdet, die keine gute Kommunikation eingeübt hatten. Richter redet ausführlich am Telefon; es gibt vieles, was sich für sie in diesen Wochen angestaut hat. „In dieser Krise gibt es ja sehr viel, über das man sprechen müsste“, sagt sie. „Man ist mit Ängsten konfrontiert, die man so vielleicht nicht kannte, und muss als Paar in einer völlig neuen, abgeschotteten Situation funktionieren. Das geht besser, wenn man gelernt hat, ehrlich miteinander zu sprechen.“ In Beziehungen, wo eine solche Kommunikation nicht möglich sei, stehe man in einer Krise oft ziemlich alleine da. Und das, obwohl der andere den ganzen Tag in derselben Wohnung ist.


Helga Richter; Trennungsberaterin.
Foto: Berliner Zeitung/ Benjamin Pritzkuleit

Wieviele Paare den Plan, sich scheiden zu lassen, tatsächlich umsetzen werden, ist ungewiss. In Deutschland darf sich nur scheiden lassen, wer zuvor ein Jahr getrennt gelebt hat. Für alle, die sich nach einem Lockdown-Streit über die eingängige Website

an Alicia von Rosenberg wandten, steht dieses Trennungsjahr also noch aus. Da das deutsche Recht Paare eher ermutigen will zusammenzubleiben, ist es leicht, Scheidungsverfahren einzustellen oder zumindest ruhen zu lassen. Alicia von Rosenberg hat es in den vergangenen Wochen durchaus auch erlebt, dass ein Paar sein Scheidungsvorhaben stoppte - weil man durch die plötzliche Nähe während des Lockdowns wieder zueinandergefunden hatte. Andere werden vermutlich jetzt, wo ein Großteil der Einschränkungen aufgehoben ist, in ihre alte Normalität zurückkehren.

Doch auch wenn man all diese Effekte berücksichtigt, sind sich die Experten einig: Auf die deutschen Gerichte kommen enorm viele Scheidungen zu. Aus den 149.000 Paaren, die sich im Jahr 2019 scheiden ließen, könnten 2021 deutlich mehr werden.

Das liegt nicht nur an Paaren, die zwischen Homeoffice und Kinderbetreuung Streit bekommen haben. „Die zweite Gruppe, die die Zahlen massiv in die Höhe treibt, hat völlig andere Motive“, berichtet von Rosenberg.  „Hier handelt es sich um Paare, die oft schon viele Jahre getrennt leben, es aber bisher nicht geschafft haben, sich scheiden zu lassen. Jetzt im Lockdown hatten sie plötzlich Zeit, die entsprechenden Papiere auszufüllen.“

Für Helga Richter, die in ihrer Praxis in Pankow sowohl Paar-  als auch Trennungsberatung anbietet, ist eine Ausnahmesituation immer auch ein Test für eine Beziehung. Die besondere Lage während der Corona-Wochen habe besonders deutlich offengelegt, was auch vorher schon schiefgelaufen ist. „Ein typisches Beispiel aus meiner Praxis ist ein Mann, der zu Hause wenig macht. Was im Alltag vielleicht noch erträglich ist, entwickelt sich in der Lockdown-Situation zum Trennungsgrund“, beobachtet sie.

Auch die Anfragen bei Richter sind zuletzt deutlich gestiegen. Zu ihr kommen besonders oft Paare, die die Trennung für ihre Kinder so verträglich wie möglich gestalten möchten. „Ich würde mir wünschen, dass sich die Paare schon Hilfe holen, bevor alles kurz vor dem Zusammenbruch steht“, sagt Richter etwas ernüchtert. „Aber klar: Wer verheiratet ist und Kinder hat, schmeißt nicht alles hin, weil man einige Wochen zu Hause bleiben muss.“

Diese Beobachtung deckt sich mit der repräsentativen Umfrage zu „Corona-Scheidungen“, die Anwältin von Rosenberg Anfang Juni beim Unternehmen Civey in Auftrag gab. Von den 2500 Paaren, die  befragt wurden, erklärten besonders die 18 bis 29 Jahre alten Eheleute, dass sie sich während der Corona-Einschränkungen zur Scheidung entschlossen hätten. „Das sind Paare, die tendenziell noch keine Kinder und wenig gemeinsame Verpflichtungen haben“, vermutet von Rosenberg. Ihnen falle die Trennung leichter als älteren Paaren. „Wenn mehr auf dem Spiel steht, wendet man sich wohl erstmal an den Paartherapeuten, bevor man einer Scheidungsanwältin schreibt.“

Bei den Jungen aber hat die Corona-Krise wie Katalysator gewirkt: Mehr als zehn Prozent dieser Paare gaben in der Umfrage an, dass sie während der Lockdown-Wochen die Entscheidung getroffen hätten,

. Zum Vergleich: Insgesamt haben nur gut zwei Prozent der befragten Ehepaare während der Einschränkungen beschlossen, sich zu trennen.

EheScheidungen: Kommt bald die Corona-Trennungswelle?        

Die weiteren Trends in der Umfrage sind weniger eindeutig. Es scheint, als ginge der Impuls zur Trennung eher von Frauen aus - und als sei das Leben in der Stadt ein Faktor, der die Scheidung etwas wahrscheinlicher mache. Was die Studie nicht offenlegt: aus welchen Gründen sich ein Paar zur Trennung entschließt und ob Corona nicht nur einer längst überfälligen Entscheidung den Weg bereitet hat.

In anderen Beziehungen hat der Lockdown schlimme Folgen gehabt. „Wir wissen aus anderen Studien, dass auch die

, der Anzeigen wegen

und Gewalt gegen Kinder in die Höhe geschnellt ist“, sagt von Rosenberg. Ob hinter ihren Anfragen solche Schicksale stehen, kann die Anwältin nicht  sagen. „Häufig sehe ich die Gründe nicht. Und ich beobachte eher, dass die Paare, die sich nun infolge der Corona-Pandemie scheiden lassen möchten, besonnen miteinander umgehen.“

Auch Trennungsberaterin Richter ist nicht mehr mit dem Vater ihrer Kinder zusammen. Auf ihrer Homepage 

 erwähnt sie diesen Umstand wie eine Zusatzqualifikation. „Natürlich gibt es viele Fälle, in denen eine Trennung das Beste ist - gerade für die Kinder“, sagt Richter. „Wir sollten als Gesellschaft aufhören, Trennung mit Versagen gleichzusetzen. Denn auch wenn wir alle die heile Familie anstreben - manchmal ist es einfach richtig, aufzuhören. Außerdem können Kinder aus einer guten Trennung viel fürs Leben lernen.“ Wie gut oder schlecht Kinder eine Trennung der Eltern verarbeiten, hängt ihrer Meinung nach in erster Linie davon ab, ob Eltern einen mindestens respektvollen oder sogar freundschaftlichen Umgang miteinander schaffen.

Die Paarberaterin aus Pankow macht sich in den nächsten Monaten auf einiges gefasst. „Ich bin überzeugt, dass Corona für die Paare nicht vorbei ist. Viele arbeiten weiterhin im Homeoffice, und es ist absolut nicht ausgeschlossen, dass wir eine zweite Welle bekommen und wieder für längere Zeit drinnen bleiben müssen.“

Schwierig werde es vor allem dann, wenn Paare zu hohe Erwartungen hätten. „Niemand muss in einer solchen Extremsituation eine perfekte, harmonische Familie sein“, findet Richter. Stattdessen solle man sich auf die Basics besinnen und lernen, über die eigenen Bedürfnisse und Wünsche zu sprechen.

Ebenso wichtig: in der Balance bleiben. „Wer von sich weiß, dass er seinen Sport braucht, sollte alles daran legen, dass er genug Bewegung bekommt, wenn die Fitnessstudios geschlossen sind“, sagt die Paarberaterin. Ohnehin sei Sport eine gute Gelegenheit rauszukommen. „Letztendlich geht es darum, jedem Familienmitglied Freiräume zu ermöglichen. Das erscheint natürlich erstmal fast unmöglich, wenn alle miteinander in der Wohnung sitzen. Aber auch hier gibt es Möglichkeiten, besonders bei schönem Wetter.“

Und wer sich immer noch trennen will? Der sollte es vermutlich einfach tun.

Die belgische Psychotherapeutin Esther Perel, die mit ihrem Paar-Podcast „Where should we begin“ große Bekanntheit erlangte, fasst es so zusammen: „Vielen ist in diesen Wochen nochmal bewusst geworden, dass das Leben kurz ist. Und was tut man, wenn das Leben kurz ist? Man konzentriert sich auf das, was wichtig ist. Das kann heißen, dass man erkennt: Ich muss endlich raus hier. Es kann aber auch das Gegenteil heißen. Viele haben entschieden zu heiraten, Kinder zu bekommen.“ Perel behauptet daher: „Es wird viel mehr Scheidungen geben - aber auch viel mehr Babys.“

https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/pandemie-warum-corona-trennungen-beschleunigt-li.95667


Berliner Morgenpost 21.12.2018

Wie man Weihnachten nach der Trennung feiert

Es soll das Fest der Liebe sein. Aber wie lässt sich Weihnachten feiern, wenn die Liebe verflogen ist?

21.12.2018, 16:31

Thomas Schubert

 

Berlin. Gerade in Pankow sind Patchwork-Familien inzwischen so normal, dass sich neue Feiertagstraditionen entwickeln. Die Paarberaterin Helga Richter (54) sagt im Gespräch mit der Berliner Morgenpost, wie getrennt lebende Eltern Streit unterm Weihnachtsbaum vermeiden können. Und wie man dem Kind erklärt, dass der Vater zur Bescherung fehlt.

Berliner Morgenpost: Was sind die typischen Probleme, die ihre Klienten zur Weihnachtszeit an Sie herantragen?

Helga Richter: Vor allem bei getrennten Paaren, die Kinder haben oder bei Patchwork-Familien, stellt sich die Frage: Wie organisieren wir ein Weihnachtsfest in dieser Situation? Gerade beim ersten Weihnachten nach der Trennung kann es eine Routine noch gar nicht geben. Es gibt hier keinen festen Grundsatz nach dem Motto: Das macht man so. Es kann ein schwieriger Spagat sein, die eigenen Wünsche und Bedürfnisse mit den Erwartungen von Kindern und Ex-Partnern übereinzubringen. Hier eine Balance zu finden und sich selbst nicht zu überfordern – das ist die Krux.

Aber gibt es nicht konkrete Regeln, an die sich Paare mit Kindern halten können, die frisch getrennt sind?

Jeder verbindet mit Weihnachten eine Vorstellung, die in der eigenen Kindheit geprägt wurde. Das tragen wir in uns. Wenn nun eine Kernfamilie so nicht mehr existiert, steht alles auf dem Kopf. Wichtig ist, sich die Zeit für die Planung zu nehmen und vorher möglichst mit allen Beteiligten darüber zu sprechen, vor allem die Kinder, einzubeziehen und darauf einzustimmen, ihnen zu sagen: Weihnachten wird dieses Jahr anders sein. Papa oder Mama ist nicht mehr bei uns. Wenn es Eltern gelingt, ihre eigenen Wünsche im Interesse der Kinder zurückzustellen und für sie ein neues Weihnachtsfest zu kreieren, ist ein wichtiger Schritt gelungen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es ein friedvolles Fest wird, ist höher, je mehr sich jeder gehört fühlt.

Wie kann so ein Kompromiss aussehen?

So viele Menschen wie beteiligt sind, so viele Möglichkeiten gibt es. Wenn zum Beispiel die Kinder nach der Trennung bei der Mutter wohnen und das Jugendamt das so entscheiden hat, kann die Mutter überlegen: Kann ich nicht an einem der Weihnachtstage großzügig sein? Kann ich einen Vertrauensbonus geben und dem Ex-Partner sagen: an dem Tag ist das Kind trotzdem bei dir. Diese Großzügigkeit, gerade in der frühen Trennungsphase, bekommt man fast immer zurück.

Wie sollte man reagieren, wenn das Kind traurig ist, dass die Familienidylle zum Fest der Liebe nicht mehr stattfindet?

Ja, das gibt es natürlich. Dann steht auf dem Wunschzettel: Ich will, dass ihr wieder zusammen seid. Wenn ich dem Kind nur sage, was diesmal anders wird, ist es ganz schwer, sich damit auszusöhnen. Aber wenn ich dem Kind erkläre: Ich kann verstehen, dass du traurig bist, wenn ich ihm einen positiven Ausblick auf eine gemeinsame Zeit mit dem anderen Elternteil vermittle, dann ist das ein Trost. Zudem erhält das Kind die "Erlaubnis" sich darauf zu freuen und gerät so weniger in einen Loyalitätskonflikt. Wichtig ist es, dass der Elternteil, der an Heiligabend nicht dabei sein kann, dem Kind seine Trauer darüber nicht aufbürdet. Es kann auch helfen, wenn die getrennten Eltern für solch einen Heiligabend eine Abmachung treffen und fragen: Wenn es schwierig wird, kann ich dich anrufen?

Es gibt ja die These, dass es zu Festtagen in Familien besonders oft Streit gibt. Können sie das aus ihrer Erfahrung bestätigen?

Ja. Und das liegt an unseren Wünschen und Erwartungen. Da steht eine Mutter den ganzen Tag in der Küche, und dann schmeckt der Braten nicht. Aber die Erwartung war: Das wird ein Fest der Harmonie, an dem sich alle mögen. Und es gibt keinen Rückzugsraum und keine Pausen. Man ist im Tunnelblick und meint: So und nicht anders muss mein Weihnachten sein. Es kann helfen, vorher zu sagen: Es wird diesmal anders sein. Es wird nicht perfekt sein. Ich werde mir eine Auszeit nehmen und meine Erwartungen nicht so hoch ansetzen.

Wie kann ein Coach dabei helfen, dass eine Trennung möglichst unproblematisch verläuft?

Beispielsweise geht es in der Nachtrennungsphase auch darum, wie sich die Kommunikation ändert sollte. Beide müssen begreifen: Wir sind kein Paar mehr. Das Vertrauen ist weg. Aber es ist nun besonders wichtig, verlässlich zu bleiben. Gehässige Posts bei Facebook sind in dieser Zeit sehr schädlich. Und per Chat einen Konflikt zu diskutieren funktioniert nie. Der Interpretationsspielraum der Nachrichten ist einfach zu groß. Sehr wohl aber kann man sich über den Messenger verabreden und fragen: Wann hast du Zeit, damit wir über das Problem reden können?

Sollte man seinen Partner bei Facebook löschen?

Bevor man das macht, sollte man sich im echten Leben darüber verständigen. Auch wenn jemand zum Beispiel ein Problem mit gemeinsamen Bildern hat, sollte er sagen: Ist es für dich ok, wenn wir die Bilder löschen? Ich finde sie jetzt nicht mehr angemessen. Wenn man nicht spricht, und einfach löscht, fühlt sich der andere überrollt. Das macht es schwierig.

Lässt sich eine Trennung überhaupt rational planen?

Ja. Aber nicht immer kommen beide gleichzeitig an den Punkt zu sagen: Es läuft nicht mehr. Oft trägt sich ein Partner schon länger mit dem Trennungsgedanken und traut sich nur wegen seines schlechten Gewissens nicht, es auszusprechen. Dann kann derjenige vorangehen und sich kontrolliert in den Trennungsprozess begeben.

Gerade viele jüngere Menschen haben Schwierigkeiten, sich bei der Partnerwahl überhaupt festzulegen. Würden Sie sagen, dass es in Berlin einen Trend zur Beziehungsunfähigkeit gibt?

Es ist kein Berliner Problem, sondern ein gesellschaftliches. Was es schwierig macht, sich festzulegen und Krisen durchzustehen, das sind die vielen Optionen, die wir heute haben. Unsere Kinder werden nach dem Grundsatz erzogen: prüfe, wähle aus, teste. Und wir sind immer weniger in der Lage zu sagen: Ich nehme etwas in Kauf für unsere Beziehung. Man könnte ja doch noch jemanden finden, der zum Beispiel einen besseren Job hat als der jetzige Partner. Eine gute Partnerschaft zeichnet sich dadurch aus, dass man schwierige Situationen gemeinsam bewältigt. Für junge Menschen ist das heute besonders schwierig. Vielleicht auch, weil wir Eltern meinen, es sei besser, belastende Situationen von unseren Kindern fernzuhalten. Und da schließt sich der Kreis. Eltern, die sich trennen wollen, müssen nicht fürchten, dass Kinder bleibende Schäden davontragen. Das belegen Langzeitstudien. Trennungskinder können im Gegenteil sogar lebenstüchtiger sein als die behüteten Kinder in Langzeitehen. Entscheidend ist allein, wie gut es den Eltern gelingt, sich auch nach einer Trennung die Verantwortung für ihr Kind zu teilen.

Helga Richter ist Diplomsozialpädagogin, Ehe-, Familien- und Lebensberaterin und betreibt mit mehreren Partnerinnen die Praxis "Lebensrat" in Pankow. www.lebensratinpankow.de

https://www.morgenpost.de/bezirke/pankow/article216067695/Wie-man-Weihnachten-nach-der-Trennung-feiert.html


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